Der Unterschied zwischen Bordeaux Left Bank und Bordeaux Right Bank

Der Unterschied zwischen Bordeaux Left Bank und Bordeaux Right Bank

Wenn es um französische Gewächse geht, stellt sich dem passionierten Weinliebhaber vor allem eine Gretchenfrage: Burgunderweine oder Bordeauxweine? Gehört man dann zu den Menschen, deren Antwort Bordeaux lautet, schließt sich aber eine weitere geschmackliche Gewissenfrage an. Nämlich: Linkes oder Rechtes Ufer? Und ja, in diesem Fall werden links und rechts, obwohl schon irgendwie richtungsweisend, großgeschrieben. Denn sie sind nun einmal stilprägend – und haben schon bei so manchem Weinabend für hitzige Diskussionen gesorgt.

Aber letztendlich ist es fast unmöglich zu sagen, dass man den Cheval Blanc, Lafleur oder Pavie vom rechten Ufer nicht mochte oder den Lafite Rotshchild, Margaux oder Latour vom linken Ufer. Sie alle sind große Weine, aber sie unterscheiden sich in der Tat.

Da wären also die kraftvollen und dichten Gewächse vom Linken Ufer, denen die etwas zugänglicheren und feineren Weine vom Rechten Ufer gegenüberstehen. Beide Seiten können ein Paradebeispiel für Eleganz und Langlebigkeit sein, unterscheiden sich sonst aber erheblich. Wie kommt das? Dafür dröseln wir erstmal einmal auf, wie sich Linkes und Rechtes Ufer in Bordeaux definieren, bevor wir uns ans Eingemachte machen.

Linkes Ufer, rechtes Ufer - und ein wenig Orientierung

Linkes Ufer, rechtes Ufer - und ein wenig Orientierung

Guckt man sich die Bordeaux-Landkarte an, dann sieht man die beiden Flüsse Garonne und Dordogne, die sich auf Höhe der Stadt Bordeaux zur Gironde vereinen, die dann wiederum in den Atlantik fließt. Und genau hier finden wir dann auch eben Linkes und Rechtes Ufer, von dem immer bei Bordeaux-Weinen die Rede ist. Zum Linken Ufer gehören das Médoc sowie Graves und Sauternes mit all ihren Appellationen wie Saint-Estèphe, Pauillac, Haut Médoc, Saint-Julien, Margaux oder Pessac-Léognan, wenn wir mit dem Strom der Gironde zum Meer schwimmen.

Auf dem rechten Ufer hingegen finden wir die Anbaugebiete Blaye und Côtes de Bourg sowie das Libournais, in dem renommierte Appellationen wie Pomerol und Saint-Émilion beheimatet sind. So viel zur geografischen Ausrichtung.

Zeit, dass wir jetzt tiefer ins Detail gehen.

Klimatische Unterschiede

Generell ist immer die Rede davon, dass das Klima in Bordeaux maritim geprägt ist. Mit vielen Grüßen vom Atlantik und dem Golfstrom. Die warme Meeresströmung verlängert die Wachstumsperiode, sodass die Trauben weit bis in den Oktober hinein reifen können. Zudem treten Frühlingsfröste nicht ganz so häufig auf. Durch den Atlantik kann es im Frühjahr und im Herbst aber auch leider sehr, sehr feucht werden. Was dann durchaus zu Problemen führt.

Wenn wir uns jetzt aber die Bordeaux-Karte noch einmal vor Augen führen, dann wird sehr schnell deutlich, dass die eben beschriebenen Einflüsse das Linke Ufer am stärksten prägen, am Rechten Ufer kommt das alles nur noch in abgemilderter Form an. Einfach, weil das Rechte Ufer etwas mehr im Landesinneren liegt. Doch diese geografische Begebenheit ist jetzt aber nur ein Teilargument für die so unterschiedlichen Gewächse der beiden Ufer. Gehen wir also mal den maßgeblichen Aspekten auf den Grund - und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Böden und Hauptrebsorte am Linken Ufer

Böden und Hauptrebsorte am Linken Ufer

Denn der eigentliche Unterschied zwischen Linkem und Rechtem Ufer liegt tatsächlich im Boden. Am Linken Ufer dominieren Kieselböden, die sich aus Kiesel, Kies und Sand zusammensetzen. Die Anteile variieren von Appellation zu Appellation, denn tatsächlich gibt es an beiden Ufern nicht DEN typischen Bodentyp. Aber das ändert nichts daran, dass dank der Kiesel-Zusammensetzung die Böden am Linken Ufer sehr gut Wärme speichern. Genau das beeinflusst die Traubenreife positiv. Zugleich sind diese Böden aber auch sehr wasserdurchlässig. Regen und generelle Feuchtigkeit können sich in ihnen also nicht so stauen.

Und jetzt kommt der Clou: Wärme wie Wasserdurchlässigkeit sind ideal für die rote Rebsorte Cabernet Sauvignon. Die Trauben haben nämlich sehr dicke Beerenschalen. Cabernet Sauvignon braucht dementsprechend viel Wärme, um überhaupt verlässlich auszureifen. Zugleich reagiert die Rebsorte sehr empfindlich auf zuviel Feuchtigkeit. Die Träubchen können bei einem Zuviel an Wasser regelrecht ersaufen. Am Linken Ufer drohen solche Gefahren nicht. Genau deswegen ist Cabernet Sauvignon hier die Hauptrebsorte, die so gut wie alle Cuvées geschmacklich entscheidend prägt.

Böden und Hauptrebsorte am Rechten Ufer

Böden und Hauptrebsorte am Rechten Ufer

Rechts der Gironde sind die Böden noch vielfältiger als am Linken Ufer. Ton, Sand und Kalk wechseln sich hier fleißig ab. Kies findet man indes nur in verschwindend geringen Mengen. Was Ton, Sand und Kalk gemeinsam haben? Sie speichern Wärme nicht so gut, dafür aber Wasser. Für Cabernet Sauvignon wäre das sozusagen der Todesstoß. Deswegen findet man diese Traube auch nur auf den paar Kiesfleckchen, die man am Rechten Ufer mit der Lupe suchen muss. Für eine andere rote Rebsorte sind die Bodeneigenschaften am Rechten Ufer allerdings ideal. Die Rede ist natürlich von Merlot.

Merlot hat eine dünnere Schale als Cabernet Sauvignon. Bei zuviel Wärme würden sich die Trauben viel zu schnell entwickeln. Das hätte zur Folge, dass die Aromen bereits verkochen, obwohl die einzelnen Träubchen noch gar nicht reif sind. Das Ergebnis wäre ein besonders sauerer und unharmonischer Most. Wahrscheinlich würde es ein Großteil der Trauben aber eh nicht bis zur Ernte schaffen, weil die Reben vorher verdurstet wären. Ja, Kieselböden sind schon so etwas wie der natürliche Feind von Merlot. Auf Ton, Kalk und Sand fühlt sich die Rebsorte indes aber pudelwohl. Hier kann sie eine schöne Fruchtigkeit und einen schmeichelnd samtigen Charakter entwickeln, der für die Gewächse vom Rechten Ufer so typisch ist.

Was beide Ufer dann doch irgendwie eint

Natürlich bestehen Bordeaux-Weine jetzt nicht ausschließlich aus Cabernet Sauvignon oder Merlot. An beiden Ufern hat die Vermählung unterschiedlicher Rebsorten eine sehr, sehr lange Tradition. Schließlich können Winzer so witterungsbedingte Schwankungen ausgleichen und so geschmackskonsistente Weine schaffen. Zu Cabernet Sauvignon am Linken Ufer und Merlot am Rechten Ufer gesellen sich hier wie dort so zum Beispiel Cabernet Franc, Petit Verdot oder auch Malbec mit in die Bordeaux-Blends.

Nicht zu vergessen, dass aus Bordeaux auch fantastische Weiß- und Süßweine kommen! Hier bilden Sémillon und Sauvignon Blanc die Basis - gerne auch mal gepaart mit Muscadelle. Fun Fact: Alle drei weißen Rebsorten gedeihen sowohl am Linken wie auch am Rechten Ufer prima. Was ja aber auch für Cabernet Franc und Co. gilt. Einzig Cabernet Sauvignon und Merlot sind in diesem Fall die Diven und bestehen auf eine eigene Uferseite. Wenn es also um die Frage Linkes oder Rechtes Ufer in Bordeaux geht, dann kommt es eindeutig auf die eigenen Vorlieben an. Bevorzugen Sie Cabernet Sauvignon oder Merlot? Je nachdem, wie Ihre Antwort ausfällt, haben Sie jetzt einen Anhaltspunkt, welches Ufer besser zu Ihrem Weingeschmack passt.

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