Eine Weinreise von Virginia ins Napa Valley
Im Napa Valley gediehen nämlich schon Trauben, lange bevor sich dort die ersten Siedler niederließen. Wobei wir hier fair sein müssen. Tatsächlich waren diese wilden Trauben überall in Nordamerika weit verbreitet. Und es handelte sich dabei auch nicht um die Spezies vitis vinifera, zu der fast alle bekannten Rebsorten gehören, die wir inzwischen genießen, sondern um die beiden Spezies vitis labrusca und vitis rotundifolia. Und genau das ist der Knackpunkt. Beides sind zwar Weinreben, guter Wein ließ sich aus ihnen indes noch nie machen. Das musste selbst Thomas Jefferson, seines Zeichens der dritte Präsident der Vereinigten Staaten, einsehen, als er, großer Weinliebhaber, der er nun einmal war, im frühen 19. Jahrhundert die beiden Spezies anpflanzte. Und grandios mit ihnen scheiterte, während er aus seinem Weingarten mit vitis-vinifera-Reben, die er von seinen Reisen aus Europa mitbrachte, recht köstlichen Wein kelterte.
Zugegeben, das war nicht im Napa Valley, sondern in Virginia. Aber es ist nun einmal das bekannteste Beispiel von einem Winzer, der an den Urtrauben Amerikas scheiterte. Und auch der beste Beweis, dass die Reben aus Europa auch in Nordamerika gute Qualitäten produzieren konnten. Womit wir jetzt endgültig im Napa Valley wären. Es ist erstaunlich, dass in diesem Teil Kaliforniens als letztes die Reben der Spezies vitis vinifera gepflanzt wurden. Obwohl … nein, ist es nicht. Denn das Gebiet, das wir heute als Napa Valley kennen, gehörte den amerikanischen Ureinwohnern, die das Areal "Land des Überflusses" nannten. Weil hier einfach alles problemlos gedieh. Während vor allem spanische Missionare die angrenzenden Regionen nach und nach erschlossen und für ihre Messweine die ersten Weinberge anlegten, war es der weiße Siedler George Yount, der von der Regierung Land im heutigen Napa Valley zugesprochen bekam – und der 1839 die ersten Reben in diesen äußerst fruchtbaren Boden setzte. Um welche Rebsorte es sich gehandelt hat? Das ist heute leider nicht mehr bekannt. Denn Younts Farm existiert schon lange nicht mehr. Und seinen Weinen hat er eh nie kommerziell verkauft, sondern nur für den Eigenbedarf gekeltert. Wie eben alle anderen Siedler auch, die sich aufgrund des fruchtbaren Bodens recht schnell in der Gegend niederließen. Unter ihnen: John Patchett und Hamilton Walker Crabb. Auch sie experimentierten mit europäischen Weinreben auf amerikanischen Boden.