Lindores Abbey

Die Abtei

Im frühen 12. Jahrhundert wurde in der Picardie, Frankreich, ein neuer Mönchsorden gegründet. Einige Jahrzehnte später zogen diese Tironenser-Mönche nach Schottland und gründeten dort einige Abteien. Eine dieser Abteien war Lindores Abbey in der Nähe der Stadt Lindores im Königreich Fife.

Wir springen etwa dreihundert Jahre nach der Gründung der Abtei ins Jahr 1494. Am 1. Juni dieses Jahres wird in den Exchequer Rolls von Jakob IV. von Schottland "aqua vitae VIII bolls of malt" erwähnt, was heute als die erste schriftliche Erwähnung von Whisky überhaupt gilt.

Natürlich ist aqua vitae kein Whisky, und schon gar nicht das, was wir heute unter Whisky verstehen, aber da aqua vitae ins Gälische mit "uisge beatha" übersetzt wurde und dieses "uisge" zum Wort Whisky wurde, hat diese Geschichte eine gewisse Logik.

Die Destillerie

Weitere 500 Jahre später machte sich ein Whisky-Autor namens Michael Jackson auf die Suche nach dieser ersten schriftlichen Erwähnung des Whiskys oder Lebenswassers. Er war derjenige, der die Geschichte der Abtei von Lindores in Bezug auf dieses Getränk, das wir so lieben, herausgefunden hat. Das Buch, in dem er darüber schreibt, "Scotland and its Whiskies", wurde erstmals 2001 veröffentlicht. "Für den Whisky-Liebhaber ist es eine Pilgerfahrt", wie es auf Seite 127 heißt, bedeutete den Whisky-Fanatikern sehr viel, und die Menschen begannen, zur Newburgh-Farm zu strömen, um zu sehen, was wir heute als die Geburtsstätte des schottischen Whiskys betrachten.

Die Familie McKenzie Smith besaß das Land, auf dem Lindores Abbey erbaut wurde, bereits seit über hundert Jahren, als sie den Abschnitt "Schottland und seine Whiskys" zu sehen bekam. Angesichts der vielen Touristen, die sich auf ihrer Farm herumtreiben, und der zahllosen Tassen Kaffee für fröstelnde Whisky-Liebhaber begann eine Idee zu köcheln.

Erst 2016 wurde mit dem eigentlichen Bau der Brennerei begonnen, nachdem genügend Investitionen gesichert waren, um alles zu finanzieren. Für den Aufbau der Whiskyproduktion zeichnete kein Geringerer als der verstorbene Dr. Jim Swan verantwortlich, der auch an der Gründung von 14 weiteren Brennereien in der ganzen Welt beteiligt war. Denken Sie an Kilchoman auf Islay, Kavalan in Taiwan, Amrut in Indien und viele andere. Leider verstarb Dr. Swan, bevor die Brennerei die Produktion aufnehmen konnte.

Mehr Erbe

Natürlich hat sich das Team der Lindores Abbey Distillery nicht zurückgelehnt, als die neue Spirituose zu fließen begann, denn die Investitionen waren notwendig. Es wurden Fässer verkauft, was nicht allzu ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist jedoch, dass sie bis ins Jahr 1494 zurückreichten und die Produktion von Aqua Vitae wieder aufnahmen.

Das ist heutzutage eine Seltenheit, aber das hat die Menschen in Lindores Abbey nicht erschreckt. Mit Blick auf die fruchtbaren Böden in ihrer Umgebung schlossen sie daraus, dass die Mönche Ende des 14. Jahrhunderts eine Menge lokaler Produkte in ihrem Lebenswasser verwendet haben müssen, und genau das ist auch 2017 der Fall. Verwendet werden Trockenfrüchte, Gewürze und einheimische Kräuter wie Tanne, Süßdolde, Spitzwegerich und Zitrusfrüchte.

Diese Konzentration auf die Verwendung lokaler Produkte für die Herstellung von Aqua Vitae setzt sich auch bei der Produktion des Whiskys fort. Obwohl die derzeit erhältlichen Produkte aus Gerste hergestellt werden, die von weiter her eingekauft wurde, wird seit April dieses Jahres die gesamte Gerste, die für die Herstellung des Whiskys verwendet wird, aus der Region bezogen, nur wenige Meilen von der Brennerei entfernt.

Die Brennerei ist in der Gemeinde Newburgh fest verankert und beteiligt sich an allen möglichen Veranstaltungen. Dies ist nicht allzu überraschend, da die Gründer aus der Region stammen und der Schwerpunkt auf der Geschichte und Herkunft der Produkte liegt.

Whisky

Da in den letzten Jahren einige Fässer verkauft wurden, können Sie sich vorstellen, dass es bereits eine Menge Flaschen gibt. Obwohl der Whisky erst seit 2021 erhältlich ist, gibt es im Internet Informationen über mehr als 25 verschiedene Abfüllungen innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten.

Natürlich sind einige davon Privatfässer und es gibt eine Eröffnungsabfüllung. Für mehrere Märkte gibt es auch Einzelfassabfüllungen unter dem Label "The Exclusive Cask". Etwas größere Chargen sind (zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels auch bei Best of Wines!) unter der Linie "Casks of Lindores" erhältlich.

Die erste reguläre Veröffentlichung heißt 'MCDXCIV', die römische Zahl für - Sie haben es erraten - 1494. Die einzelnen Fässer scheinen in Fassstärke abgefüllt zu werden, die reguläre Abfüllung liegt bei schönen 46 %. Der 'Casks of Lindores' hat einen interessanten Alkoholgehalt von 49,4 % ABV. Auch dies ist eine Anspielung auf das Gründungsjahr der Abtei. Natürlich konnten sie nicht auf 149,4% ABV gehen...

Eine weitere Brennerei, die offiziell in den schottischen Lowlands angesiedelt ist, auch wenn sie sich nicht besonders auf die Lowlands konzentriert. Der Whisky ist etwas reichhaltiger als man es von dem leichten, traditionellen regionalen Stil erwarten würde, der derzeit in Auchentoshan, Ailsa Bay oder The Duchess'Paddy's Milestone am stärksten ausgeprägt ist.

Text und Foto's: Sjoerd de Haan-Kramer