10 Fakten über die Geschichte des Champagners, die Sie überraschen werden

10 Fakten über die Geschichte des Champagners, die Sie überraschen werden

Kaum ein Wein wird derart mit Luxus und Glamour in Verbindung gebracht wie Champagner. Aber warum fasziniert uns Weinliebhaber dieser edle Schaumwein eigentlich so? Dafür müssen wir einen Ausflug in die Geschichte machen. Denn hier wurden einst die Grundlagen für dieses grandiose Genuss-Phänomen geschaffen. In diesem Artikel räumen wir aber zugleich auch mit einigen Mythen auf und beantworten die wichtigsten Fragen. Hat Champagner schon immer geschäumt? Wer hat ihn eigentlich erfunden? Und warum nannte man ihn zwei Jahrhunderte lang „Teufelswein“?

Tauchen Sie mit uns in die spannende Geschichte des Champagners ein!

1. Wer hat den Champagner erfunden?

„Komm schnell, ich trinke Sterne!“ Genau diesen Satz soll der berühmte Dom Pérignon einem Ordensbruder zugerufen haben, nachdem er den Champagner erfunden und den ersten Schluck gekostet hatte. Eine schöne Geschichte, oder? Nur leider stimmt sie nicht! Ja, der Mönch war im späten 17. Jahrhundert Kellermeister im Kloster Hautvillers bei Épernay. Und ja, ihm sind tatsächlich viele Errungenschaften zu verdanken. So geht das Verschneiden von Trauben aus verschiedenen Lagen, um einen harmonischeren Wein zu erzeugen, zum Beispiel auf ihn zurück. Dom Pérignon soll ein echter Qualitätsfanatiker gewesen sein. Ein Wein, der – aus welchem Grund auch immer – plötzlich prickelt, dürfte ihn da nicht erfreut haben, sondern eher ein Dorn im Auge gewesen sein.

Dass Dom Pérignon trotzdem bis heute als Erfinder des Champagners gefeiert wird, ist seinem Nachfolger Dom Grossard zu verdanken, der 1821 die Taten seines Vorgängers in einem Brief an den Bürgermeister von Aÿ ein wenig ausschmückte und übertrieb, um Eindruck zu schinden. Grossard hatte damit nachhaltigen Erfolg. Denn bis heute steht vor der Maison von Moët et Chandon, die übrigens wie auch die Champagner-Marke Dom Pérignon zu dem Luxuskonzern Moët Hennessy – Louis Vuitton SE (LVMH) gehört, eine Statue des Mönches, um die Heldentaten zu würdigen. Was für ein geschicktes Marketing!

Tatsächlich ist der Champagner tatsächlich nicht der erste Schaumwein der Geschichte gewesen. Bereits 1531 produzierten nämlich Mönche in Limoux den ersten prickelnden Wein. Also im Languedoc! Dass es im 17. Jahrhundert dann auch Schaumwein aus der Champagne gab, ist eher dem Zufall geschuldet. Und den guten Handelsbeziehungen mit England. Die Weine wurden in Fässern auf Schiffen gen Insel gebracht. Eine Theorie besagt, dass die Weine aufgrund einer gewissen Restsüße im heißen Frachtraum noch einmal anfingen zu gären. Die zweite Theorie ist allerdings wahrscheinlicher. Denn damals hatten die Engländer nicht nur eine Vorliebe für süße Weine, sondern besaßen auch bereits Glasflaschen. Der Wein aus der Champagne wurde in diesen abgefüllt, mit Zucker und Gewürzen verfeinert und verschlossen. Stiegen die Temperaturen, setzte dadurch die zweite Gärung in der Flasche ein – und die entstehende Kohlensäure konnte nicht entweichen. Voilà: Champagner. Wir geben aber zu, dass die Geschichte rund um Dom Pérignon wesentlich unterhaltsamer ist.

2. Warum wird Champagner als der König aller Weine bezeichnet?

Champagner hat eine aufwändige Herstellung, stammt ausschließlich aus einer einzigen Region und ist dementsprechend selten und teuer. Das haben sich früher bestimmt nur Könige leisten können! Auch das ist so leider nicht ganz richtig. Auch wenn er heute für Luxus pur im Glas steht, konnten sich auch schon im 17. und 18. Jahrhundert gut betuchte Bürgerliche den schäumenden Wein durchaus leisten. Für den royalen Zusammenhang müssen wir etwas weiter hinein in die Geschichte des Champagners reisen. Nämlich ins Jahr 498. Also in eine Zeit, lange bevor der Champagner überhaupt prickelte. Damals ließ sich Chlodwig, der erste Frankenkönig, in Reims taufen.

Mit genau dieser Taufe begann in Reims dann auch der Bau der berühmten Kathedrale, die allerdings erst im 14. Jahrhundert fertiggestellt wurde. Sämtliche Frankenkönige ließen sich fortan in Reims krönen. Und zu den Zeremonien genoss man eben den (damals noch stillen) Wein aus der Region. Bereits damals wurde Wein aus der Champagne deswegen schon als „Königswein“ bezeichnet. Für den finalen royalen Touch sorgte dann aber der Sonnenkönig Ludwig XIV, der den Champagner nach Versailles orderte und zu seinem Haustrunk kürte.

3. Warum ist nicht nur Reims, sondern auch Épernay eine Champagner-Hochburg?

Dank der Krönungen und sonstigen royalen Ereignisse ist es nur logisch, dass sich viele Händler direkt in Reims niederließen. Bis ins 18. Jahrhundert hinein waren das übrigens vor allem Tuchhändler. Der Adel wollte schließlich hübsche Kleidung haben. Genau diese Tuchwaren-Anbieter handelten in der Regel aber auch mit Wein.

Damit ist klar, warum Reims eine Champagner-Hochburg ist. Bis heute finden sich hier so wichtige Häuser wie Charles Heidsieck, Krug, Pommery, Ruinart oder Veuve Clicquot. Épernay hingegen wurde dank der Marne, einem Seitenarm der Seine, die zweite Champagner-Hochburg. Denn von hier wurden im 17. Jahrhundert Handelsgüter in das nur 150 Kilometer entfernte Paris verschifft. Épernay wurde im Laufe der Champagner-Geschichte ein sehr wichtiger Handelsknotenpunkt. Deswegen sind auch hier viele wichtige Häuser wie etwa Moët & Chandon, Pol Roger oder Perrier-Jouët ansässig.

4. Wann wurde das erste Champagnerhaus gegründet?

4. Wann wurde das erste Champagnerhaus gegründet?

Obwohl die Engländer den Wein aus der Champagne bereits im 17. Jahrhundert zum Schäumen brachten, sollte es noch weitere 100 Jahre dauern, bis in Reims das erste Champagnerhaus gegründet wurde. Der Grund ist leider nicht ganz so glamourös. Denn in Frankreich hatte sich die Glasflasche als Weinverpackung noch nicht ganz so durchgesetzt. Kein Wunder! Schließlich durfte man Wein damals nur in Fässern in andere Länder verkaufen! Dadurch wollte man das Schmuggeln und damit eben auch das Umgehen von Zöllen erschweren. Erst im Jahr 1728 erlaubte ein königliches Dekret dann den Handel mit Weinflaschen. Ein Erlass mit Konsequenzen. Bereits 1729 – also nur ein Jahr später – gründete der Tuchhändler Nicolas Ruinart seine Maison in Reims. Damit ist Ruinart das älteste Champagnerhaus der Welt.

5. Warum nannte man Champagner auch „Teufelswein“?

Trotz des Renommees, das Champagner bereits im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich besaß, war seine Herstellung ein echtes Glücksspiel. Und ein gefährliches noch dazu! Die Flaschenqualität damals war einfach unterirdisch schlecht. Klar, sie waren ja auch alle mundgeblasen. Die industrielle Revolution lag schließlich noch in weiter Ferne. Die Flaschen, die man für die zweite Gärung verwendete, waren dementsprechend dünn oder ungleichmäßig oder beides. Viele dieser Flaschen konnten dem steigenden Flaschendruck nicht standhalten und zerbarsten.

Hinzu kam, dass man damals natürlich noch nicht wusste, wie die zweite Gärung auf der Flasche chemisch überhaupt funktioniert. Geschweige wie man sie kontrollieren konnte. Klar, alle Häuser wussten, dass es dafür Zucker braucht. Aber wie viel denn? Viele falsche Dosierungen sorgten dafür, dass noch mehr Flaschen als ohnehin schon aufgrund des zu großen Drucks dank zu viel Zucker barsten. Champagner galt als unberechenbar, als verteufelt. Genau deswegen wurde er im 17. und 18. Jahrhundert auch als „vin diable“ bezeichnet. Also als „Teufelswein“. Das änderte sich erst im 19. Jahrhundert, als man dank Louis Pasteur verstand, wie Gärung an sich beim Wein funktioniert. Endlich konnte man dadurch auch die zweite Gärung auf der Flasche ganz bewusst steuern.

6. War Champagner schon immer klar?

6. War Champagner schon immer klar?

Nein! Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert nicht! Da waren die Weine eher grau und trüb. Gut, die graue Farbe kam davon, dass man rote Trauben verwendete und diese nicht ganz so schnell abpressen konnte wie heute. Deswegen entstand eben ein „vin gris“. Also ein „grauer Wein“. Doch ob nun rote oder weiße Trauben: Alle Champagner einte damals, dass sie sehr, sehr trüb waren. Denn man ließ die abgestorbenen Hefezellen der zweiten Gärung einfach in der Flasche mit drin.

Ende des 18. Jahrhunderts begann man dann schließlich, die Hefe aus den Champagnerflaschen zu entfernen. Es war die Geburtsstunde des Dégorgement. Allerdings dauerte es eine kleine Ewigkeit, bis sich die Hefe im Flaschenhals gesammelt hatte. Und beim Entfernen ging dann auch noch sehr viel Wein verloren! Gemeinsam mit ihrem deutschen Kellermeister Anton von Müller entwickelte dann aber die Witwe Barbe-Nicole Clicquot-Ponsardin, heute besser bekannt als Veuve („Witwe“) Clicquot, die Remuage. Also das Abrütteln der Hefe auf speziellen Rüttelpulten, den sogenannten Pupitres. Dadurch konnte die Hefe innerhalb von nur drei Wochen in den Flaschenhals wandern.

Eine Weiterentwicklung der Remuage ist dann den beiden Winzern Claude Cazals von Champagne Cazals und Jacques Ducion gelungen, die im Jahr 1968 ihre Gyropalette zum Patent anmeldeten. Diese Kreiselpalette wird mit Elektromotoren betrieben. Die Flaschen müssen hier nicht einzeln per Hand gerüttelt werden, sondern stecken in Metallkäfigen, in denen die Remuage mechanisch passiert. Dadurch können sehr viel mehr Flaschen zur gleichen Zeit abgerüttelt werden!

7. War Champagner schon immer trocken?

Nein. Und tatsächlich muss er es auch heute nicht sein. Klar, die absolute Mehrheit aller Champagner kommt heute als Brut auf den Markt. Was bedeutet, dass er zwischen sechs und 12 Gramm Restzucker pro Liter hat. Es gibt aber auch süße (doux) Varianten, die 50 Gramm Restzucker oder mehr pro Liter haben! Sie sind inzwischen aber eine kleine Rarität und werden höchst selten produziert.

Da mag man es kaum glauben, dass bis weit ins 19. Jahrhundert hinein zuckersüße Champagner tatsächlich der Standard waren. Sie hatten in der Regel deutlich mehr als 50 Gramm Restzucker und waren oft sogar süßer als ein Sauternes oder gar als eine Trockenbeerenauslese! Auch hier brauchte es wieder eine mutige Witwe, um den nächsten Schritt in der Geschichte des Champagners zu gehen. Nämlich Louise Pommery. Sie war die erste Champagner-Macherin, die 1874 einen Champagner in der Brut-Version auf den Markt brachte. Und siehe da: Vor allem die Engländer liebten diesen trockenen Champagner. Von dort aus trat er seinen Siegeszug um die Welt an und ist heute der absolute Standard beim Süßegrad.

8. Wann kam der erste Prestige-Champagner auf den Markt?

8. Wann kam der erste Prestige-Champagner auf den Markt?

Im Jahr 1876. Aber streng genommen kam dieser besondere Champagner damals nicht auf den Markt, sondern ins russische Zarenhaus. Denn es war Zar Alexander II, der bei Louis Roederer (auch der II.) einen Champagner in Auftrag gab, für den nur die besten Trauben aus den besten Lagen verwendet werden sollten. Prestige eben. Diesen Champagner gibt es übrigens noch heute. Es ist der legendäre Louis Roederer Cristal. Und auch heute ist der Cristal noch mit den besonderen Attributen von damals ausgestattet.

Denn der Zar war nicht eben beliebt und hatte große Angst, durch Gift oder einen Sprengsatz ums Leben zu kommen. Deswegen bestand er darauf, dass der Champagner in einer durchsichtigen Flasche daherkommt. Um Gift zu erkennen. Außerdem sollte die Flasche nicht die typische konische Wölbung am Boden haben, damit dort kein Sprengsatz versteckt werden konnte. 1881 kam der Zar übrigens trotzdem durch eine Handgranate ums Leben. Zum Glück war diese aber nicht unter einem Champagner versteckt.

9. Kommen die Trauben für Champagner ausschließlich aus der Champagne?

Was wir heute mit einem ganz klaren Ja beantworten können, war nicht immer eine Selbstverständlichkeit. Anfang des 20. Jahrhunderts sah das noch ganz anders. Zum einen waren die Grenzen der Champagne damals noch andere. Aube – und damit auch die berühmte Gemeinde Montgeux mit ihrem reinen Kalk-Terroir – gehörten damals noch nicht zur Champagne. Was die Champagnerhäuser aber nicht davon abhielt, vor allem für ihre Prestige-Gewächse damals schon Trauben von dort einzukaufen und Montgeux unter der Hand „Montrachet der Champagne“ zu nennen. So gut war die Qualität.

Anfang des 20. Jahrhunderts setzte aufgrund der verheerenden Reblauskatastrophe zudem ein echter Traubennotstand in der Champagne ein. Die Reben fielen der Laus zum Opfer, man hatte schlicht und ergreifend nicht genügend Trauben, um Champagner zu machen. Statt den Winzern in Aube jetzt aber vernünftige Preise zu zahlen, versuchten die Häuser, diesen sogar noch zu drücken. Als das nicht gelang, kaufte man kurzerhand Trauben aus anderen französischen Weinregionen wie der Loire ein. Ja, man ließ sogar Trauben aus Deutschland kommen!

Natürlich ließen sich das die Aube-Winzer nicht gefallen. Vor allem, weil sie ja seit 1908 dafür kämpften, auch offiziell Champagner produzieren zu dürfen! Im Januar 1911 brach die aufgestaute Wut auf und es kam zu heftigen Ausschreitungen in Aÿ, wo man Lager anzündete, Schaumweine in die Marne kippte und die dortigen Champagnerhäuser angriff. Erst 40.000 eilig aus Paris geschickte Soldaten machten dem Spuk ein Ende. Vorerst. Denn am 16. Februar 1911 verabschiedete die französische Regierung das Champagner-Gesetz, das Aube – und damit auch Montgeux – ganz klar von der Champagner-Produktion ausschloss. Die Lage eskalierte erneut, es gab sogar die ersten Toten.

Im Juni 1911 gab die Regierung schließlich nach und klassifizierte Aube als „deuxième zone“. Man durfte also „Champagner zweiter Klasse“ machen. Vor allem den dann folgenden hartnäckigen Verhandlungen der Familie Beaugrand aus Montgeux ist es zu verdanken, dass Aube 1927 dann offiziell eine vollwertige und damit gleichberechtige Region in der Champagne wurde.

10. Ist Champagner ein geschützter Begriff?

10. Ist Champagner ein geschützter Begriff?

Eigentlich ja. Entschuldigen Sie bitte diese vage Antwort. Denn ganz so einfach ist es leider nicht. Innerhalb Europas ist Champagner eindeutig ein geschützter Begriff. Und zwar seit dem Jahr 1990. Alle anderen Schaumweine mit traditioneller Flaschengärung dürfen sich seitdem nicht mehr so nennen. Auch hat sich die Champagne bei der Europäischen Union den Begriff „méthode champenoise“ für eben jene traditionelle Flaschengärung schützen lassen.

Und der Schutz der generischen Marke Champagner wird tatsächlich sehr ernst genommen! In Deutschland gibt es etwa einen Produzenten, der einen Birnen-Schaumwein macht. Die Sorte heißt Champagnerbirne. Als der Birnen-Schaumwein auf den Markt kam und stolz die Birnensorte auf der Vorderseite des Etiketts trug, folgte ein jahrelanger Rechtsstreit mit der Champagne, der erst 2022 nach über zehn Jahren endete. Das Ergebnis: die Sorte Champagnerbirne darf fortan nur noch auf dem Rücketikett stehen!

Außerhalb der Europäischen Union kann die Champagne ihren Markenschutz indes nicht so einfach durchsetzen. In den Vereinigten Staaten etwa dürfen alle dort produzierten Schaumweine auch Champagner heißen. Die Champagne klagte. Und scheiterte. Begründung: Aufgrund der geografischen Entfernung sei klar, dass die amerikanischen Schaumweine nicht aus der Champagne kommen können.

In der Schweiz hat das sehr kleine Dorf Champagne mit 750 Einwohnern und 28 Hektar mehrere Rechtsstreitigkeiten mit den Franzosen verloren. Sie produzieren seit dem 10. Jahrhundert Wein, lange bevor die Franzosen Champagner herstellten. Und sie dürfen ihren Wein nicht als Wein aus der Champagne bezeichnen.

Und auch mit Russland gibt es derzeit einen Streit. Denn dort erklärte Putin per Gesetz, dass sich nur noch russische Schaumweine Champagner nennen dürfen. Und weil auch das eben außerhalb der Europäischen Union liegt, wird es für die Champagne sehr schwer, die eigenen Interessen in diesem Fall durchzusetzen. Der Ausgang des Rechtsstreits ist ungewiss.

Sie sehen:Die Geschichte des Champagners ist noch längst nicht zu Ende geschrieben!

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