Sie ist nicht nur die älteste, sondern auch die bekannteste Wein-Dynastie Italiens. Die Rede ist natürlich von den Marchesi Antinori, die seit dem 14. Jahrhundert das vinophile Gesicht des Landes prägen. Aber woher stammt die adelige Weinfamilie eigentlich? Was begründete ihren Erfolg? Warum ist der Name Marchesi Antinori untrennbar mit den legendären Super Toskanern verbunden? Wo hat die Familie überall Weingüter? Und wer leitet das Wein-Imperium eigentlich? All diesen und noch vielen weiteren Fragen widmen wir uns hier jetzt.
1. Woher stammen die Marchesi Antinori eigentlich?
Etwa 30 Kilometer südlich von Florenz in der Toskana findet man das romantische Örtchen Bargino. Hier ist die Heimat der Marchesi Antinori, die dort bereits im Jahr 1179 erstmals urkundlich erwähnt wurden. Und auch, wenn in Bargino inzwischen ein prachtvolles Weingut steht, das sozusagen die Familien-Zentrale bildet, begann für die Marchesi Antinori eben nicht alles mit dem Weinbau. Denn die Markgrafen waren zuallererst einmal Landinhaber, Händler und Bankiers. Von Florenz aus handelten sie mit Seide und Wolle und tätigten Bankgeschäfte.
Wein kam dank Giovanni di Piero Antinori dann im Jahr 1385 dazu. Er gründete das erste Familienweingut im Chianti-Classico-Gebiet in der Toskana. Damit legte er den Grundstein für eine vinophile Erfolgsgeschichte. Wobei man zugeben muss, dass man es bei den Antinoris in Sachen Wein erst einmal ruhig angehen ließ. Die anderen Geschäfte standen lange Zeit im Vordergrund. Wein machte man quasi nebenbei. Und trotzdem konnte sich die Familie im Laufe der Jahrhunderte ein sehr gutes Standing unter den Toskana-Weingütern erarbeiten. Herzstück der Produktion war damals vor allem der Chianti Classico. Zumindest bis Ende der 1960er-Jahre. Denn dann revolutionierte Piero Antinori, der der Familien-Dynastie als 26. Generation vorstand, mit einem großen Tusch die italienische Weinwelt.
2. Warum ist Piero Antinori eine Wein-Legende?
Um zu verstehen, wie revolutionär Piero Antinori als Weinmacher tatsächlich war, muss man sich zuerst die starren Regularien in der Toskana allgemein und im Chianti-Classico-Gebiet im Speziellen anschauen. Denn es gab strenge Regeln. Ein Chianti Classico musste damals mindestens 70 Prozent Sangiovese als rote Rebsorte beinhalten (heute sind es übrigens 80 Prozent). Internationale Rebsorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc waren strengstens untersagt. Und auch ein Ausbau im Barrique war nicht gestattet.
Piero Antinori ärgerten diese starren Statuten. Vor allem, weil der Ruf des Chianti Classico damals so gut wie ruiniert war. Die Weine waren einfach zu flach, zu beliebig, zu schlicht. Kurzum: zu schlecht. Und daran ließ sich aufgrund des Gesetzeskorsetts auch nichts ändern. Also Pfiff Antinori auf die Regularien. Gemeinsam mit seinem Önologen Giacomo Tachis baute er im Chianti-Classico-Höhental Val di Pesa Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc an. 1971 gab’s die erste Lese, 1974 kam dann der erste Wein auf den Markt. Der Tignanello. Eine Cuvée aus Sangiovese, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Ein Wein, der gegen alle Regularien verstieß, zumal er auch noch im Barrique ausgebaut wurde. Ein Skandal! Dieser einfache Tafelwein – so musste er sich aufgrund der Regelverstöße nennen – sorgte dann aber schnell für Furore. Bis heute gilt er als der zweite Super-Toskaner (nach dem Sassicaia) und ist eine der großen Wein-Ikonen der Welt.
3. Was macht den Tignanello so besonders?
Die aufregende Entstehungsgeschichte dieses Supertoskaners haben wir ja eben bereits erzählt. Nun sorgen Regelbrüche zwar für Aufmerksamkeit, machen aber einen Wein noch lange nicht zu einer derartigen Ikone. Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf dieses ganz besondere Gewächs.
Benannt ist der Supertoskaner nach dem Weinberg, auf dem die Reben für dieses Gewächs auf kalkhaltigem Alberese- und Galestrogestein gedeihen: Tignanello. Aufgrund der idealen Höhenlage kommt es vor allem im Sommer nachts zu einem großen Temperatursturz. Dadurch reifen die Trauben sehr langsam aus und entwickeln so eine besonders intensive Aromatik. Strenge Selektion sorgt für Qualität, der Ausbau im Barrique für eine beeindruckende Langlebigkeit. Das alles macht den Tignanello zur italienischen Antwort auf einen Bordelaiser Grand Vin. Mit seiner tiefgründigen Komplexität kann er es mit vielen Bordeaux-Giganten spielend aufnehmen. Genau diese herausragende Qualität begründet dann auch den Triumphzug des Tignanellos rund um die Welt.