Talking wine mit ...

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Andrea Heinzinger: Chefin vom Dienst beim Vinum Weinguide, Weinjournalistin und Pressefrau

In unserer Interviewreihe Talking Wine mit ... sprechen wir mit prominenten Experten aus der internationalen Wein- und Gastronomieszene sowie privaten Weinliebhabern über ihre vinophile Passion.

Seit 1997 schreibt Andrea Heinzinger über Wein. Als Mitbegründerin des Weinportals wein-abc stellt sie seitdem informativen und lehrreichen Wein-Content sowie Verkostungsnotizen ins Netz. Zusammen mit Hans-Wilhelm Eckert brachte sie mit dem Weingut-Finder sogar eine der ersten deutschen Wein-Apps auf den Markt. Seit 2020 ist Andrea Heinzinger unter anderem Chefin vom Dienst für den Vinum Weinguide.

Wie unterscheidet sich der Vinum Weinguide von anderen Weinführern? Welche Aufgaben hat eine Chefin vom Dienst eigentlich? Und was für Weine genießt Andrea Heinzinger selbst? Alle Antworten gibt es jetzt hier im Interview.

Wine passport

Lieblingsproduzent: Nur einen Winzer zu nennen, wäre unfair. Ich liebe Produzenten, die ehrlich und authentische Weine machen, die mein Herz berühren.

Lieblingsweinregion: Mosel, Burgund, Rhône (aber in Wirklichkeit so viele mehr…)

Bevorzugte Musik zum Weintrinken: Ganz nach Lust und Laune.

Favoriten aus der Best of Wines-Liste:

Helene Beaugrand - Le Grand Carre Blanc de Blancs Brut Nature NV

J.J. Prüm -- Wehlener Sonnenuhr Kabinett 2020

Rene-Jean Dard et Francois Ribo - St. Joseph 2020

Chateau Suduiraut 2016

Veyder Malberg - Alter Native Gruner Veltliner 2016

 

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Liebe Andrea, was macht ein Chef vom Dienst eigentlich genau?

Kurz gesagt bin ich als CvD dafür verantwortlich, dass der Weinguide vollständig und pünktlich in der Druckerei landet. Als Projektleiterin bin ich zum einen die Schnittstelle zwischen Verlagsleitung, Chefredaktion, Verkosterteam, Grafik, Lektorat und allen anderen Gewerken, die man braucht, um so ein großes Projekt auf die Beine zu stellen. Zum anderen erstelle ich Termin- und Seitenplan, sorge dafür, dass beide auch eingehalten werden, passe Textlängen an und kümmere mich unter anderem auch um die Bildauswahl.

Wie bist du zu dieser wichtigen Position für den Vinum Weinguide gekommen?

Ich bin ja schon sehr lange in der Wein- und auch Verlagsbranche aktiv, über 25 Jahre sind es nun schon. Und in dieser Zeit habe ich mir nach und nach ein tolles Netzwerk aufgebaut. Das hat sich auch in diesem Fall ausgezahlt: Die beiden Weinguide-Chefredakteure, Matthias F. Mangold und Harald Scholl kenne ich von anderen Projekten schon seit langem. Als die CvD-Stelle vor ein paar Jahren neu zu besetzen war, haben die beiden mich angesprochen.

Im aktuellen Vinum Weinguide 2024 werden die 1.000 besten deutschen Weingüter vorgestellt - inklusive über 10.500 Weine. Wer entscheidet, welche Weingüter und Weine dort gelistet werden?

Ganz wichtig, kein Weingut kann sich in den Vinum Weinguide „einkaufen“. Wer eingeladen wird, seine Weine anzustellen, entscheiden Chefredaktion und die jeweiligen Gebietsverantwortlichen. Also die Verkoster, die für eines der Anbaugebiete zuständig sind. Die Weinauswahl treffen dann die eingeladenen Weingüter selbst: Sie haben die Möglichkeit, ihre Weine online anzumelden und schicken diese dann an die Verkoster. Wir wünschen uns hier natürlich immer einen möglichst aussagekräftigen Querschnitt, also von Basisqualitäten bis hin zu den Topweinen.

Und wie bekommt man diese ganze Informationsflut überhaupt in den Griff?

Man darf nur nicht die Ruhe verlieren! ;-) Spaß beiseite, wir haben zum Glück eine sehr gute Datenbank, in der wir alle Informationen zu den Winzern, ihren Weinen und auch die Weinbewertungen sammeln. Sobald eine Region fertig ist, exportieren wir die Daten und unser Grafiker überträgt sie ins Layout, dann geht es nach und nach an den Feinschliff, das heißt ans Kürzen, Korrigieren und Anpassen. Mittlerweile ist unser Produktionsprozess gut getaktet und das Team super eingespielt. Das lässt uns auch in der größten Hektik (und die kommt zwangsläufig immer auf in den letzten Wochen vor der Manuskriptabgabe) die erwähnte Ruhe bewahren…

 

Wie weit im Voraus plant ihr den Vinum Weinguide eigentlich?

Nach dem Guide ist vor dem Guide – die grobe Planung beginnt schon zeitig im Frühjahr, die ersten Einladungen an Winzer gehen dann im April, Mai raus. Verkostet wird dann im Frühsommer, die ersten Regionen sind in der Regel Ende Juli / Anfang August so weit abgeschlossen, im Oktober steht dann das Druckmanuskript - und im November kommt der neue Guide in den Buchhandel.

Was war es für ein Gefühl, als du das erste Mal den Vinum Weinguide, den du verantwortet hast, in Händen halten konntest?

Ein echter Gänsehautmoment! Ich habe zwar im Laufe meiner Karriere schon so einige Bücher „gemacht“, aber der Vinum Weinguide ist und bleibt für mich etwas ganz Besonderes.

Was unterscheidet den Vinum Weinguide eigentlich von anderen nationalen und internationalen Weinführern?

Wie gesagt, man kann sich bei uns nicht einkaufen. Es werden seitens des Verlags keine Teilnahme- oder Anstellgebühren verlangt, nur wer persönlich eingeladen wird, kann seine Weine zur Verkostung anstellen.

Wie unabhängig ist der Vinum Weinguide?

Der Vinum Weinguide ist absolut unabhängig, es gibt keine Sponsoreninteressen, die hier gewahrt werden müssten oder andere zu Grund liegende Verpflichtungen. Die Wertungen unterliegen der Einschätzung des Verkosterteams, allesamt erfahrene Weinexperten und mit langjähriger Weinguide-Erfahrung.

Gab es auch schon einmal Beschwerden von Winzern, weil sie mit ihrer Beurteilung nicht zufrieden waren?

Natürlich gibt es auch vereinzelte Beschwerden, zum Beispiel wenn ein Wein bei uns anders bepunktet wurde als bei der Konkurrenz. Aber in der Regel lässt sich das dann in einem persönlichen Gespräch schnell klären. Und eines muss jedem Winzer und auch Verkoster klar sein: Die Bewertung eines Weins ist am Ende immer zu einem guten Stück subjektiv, selbst wenn blind und konsequent auf der Basis vorab festgelegter Kriterien verkostet wird. Auch steht ein Wein nicht jeden Tag gleich da, auch da gibt es Schwankungen, gerade wenn er zum Beispiel erst vor kurzem gefüllt wurde. Solange keine KI die Weine verkostet, wird es da immer einen gewissen Spielraum geben – und das gilt ja für alle Tastings. Und eines muss man auch sagen: Bei uns kann man sich keine hohen Wertungen kaufen.

Wie viele Weine verkostet du eigentlich selbst für den Vinum Weinguide?

Für den Weinguide sind es nicht so viele, da verkoste ich bei ein paar regionalen Finalproben mit. Ich bin aber regelmäßig Jurymitglied bei internationalen Weinprämierungen, zum Beispiel Best of Rosé oder auch beim Deutschen Sektaward. Da kommen übers Jahr schon einige hundert verkostete Weine zusammen.

Wie unterscheidet sich für dich das professionelle Verkosten vom privaten Weingenuss?

Das ist auf alle Fälle ein deutlicher Unterschied, wenn ich privat Wein trinke, genieße ich den Moment, analysiere nicht alle Facetten, wie es beim professionellen Verkosten der Fall ist. Und natürlich spucke ich die Weine privat nicht aus… ;-)

Was für Weine trinkst du privat eigentlich am liebsten?

Ich bin ein sehr neugieriger Weingenießer, schaue oft, Weine im Glas zu haben, die etwas abseits vom Mainstream sind, authentische, wenig „gemachte“ Weine mag ich besonders. Gerne maischevergorene Weißweine, straffe, präzise Weine. Brut nature bei (Winzer-)Champagner und flaschenvergorenen deutschen Sekten. Eine Rebsorte, die mich in letzter Zeit sehr begeistert, ist Chenin Blanc. In Barriques ausgebaute Weine wird man dagegen bei mir eher selten finden…

Hast du ein bevorzugtes Wine-Food-Pairing?

Spontan fällt mir da eine sehr klassische Kombination ein, die für mich mit vielen Erinnerungen an frühe Frankreichreisen verbunden ist und die mir immer das Herz aufgehen lässt: Sauternes, frisches Baguette, Rohmilchbutter und Roquefort!

In deinem Job hast du ja schon so ziemlich alles probiert. Hast du trotzdem noch einen Wein auf deiner Bucketlist?

Oh ja, da sind schon noch einige Weine auf der Liste! ;-) Ich hätte zum Beispiel gerne mehr gereifte rote Burgunder im Glas, und ein wirklich etwas blinder Fleck ist bei mir die US-Weinwelt, da bin ich gerade am „reinschmecken“. Die Vielfalt der Weinwelt ist und bleibt faszinierend, da entdeckt man auch immer wieder Neues!

Was war eigentlich das beste Food-Wine-Pairing, dass du bis jetzt genossen hast?

Da fallen mir einige ein, unbedingt erwähnenswert das Pairing im Storstad in Regensburg, immer wieder begeistern mich auch die Kombinationen im Broeding in München.

Und zu guter Letzt: Hast du noch eine Weinbar-Empfehlung für uns?

Hier in München liebe ich das Griabig sehr, wirklich ein zweites Wohnzimmer! Ganz toll auch das Laurenz in Mainz.

 

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