Bordeaux legenden: Jean-Pierre Moueix

Bordeaux legenden: Jean-Pierre Moueix

In der Weinwelt ist der Name Moueix so etwas wie ein mächtiger Donnerhall und ein leuchtender Blitz in Personalunion. Und nein, das ist keine Übertreibung, sondern einfach Realität. Jean-Pierre Moueix war ein legendärer Bordeaux Wein händler. Sein Familien-Imperium prägt mit seinem kompromisslosen Qualitätsanspruch heute Weingüter auf der ganzen Welt. Das ist allerdings nicht nur Jean-Pierre selbst, sondern auch dessen Sohn Christian Moueix zu verdanken. Und inzwischen auch dessen Sohn Edouard. Aber schauen wir uns die Familie Moueix und ihre vinophilen Visionen einfach mal genauer an.

Wie kam Jean-Pierre Moueix zum Weinhandel?

Wein hatte in der Familie Moueix eigentlich keine Tradition. Jean-Pierre wurde 1913 in Correze geboren. Hier, in Neu-Aquitanien, war das Bordeaux wahrlich nicht weit entfernt. Aber seine Eltern hatten mit Wein nicht wirklich etwas am Hut. Das änderte sich erst, als die Familie nach der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 nach Saint-Émilion umzogen. Hier kaufte sein Vater das Château Fonroque, um mit Weinproduktion die Lebenskosten zu bestreiten. Jean-Pierre Moueix wollte indes nicht in die väterlichen Fußstapfen treten. Ihm schwebte es vor, Négociant, also Händler von Weinen zu werden. 1937, im Alter von gerade einmal 24 Jahren, gründete er deswegen das nach ihm benannte Handelshaus.

Warum konzentrierte sich Jean-Pierre Moueix auf Saint-Émilion und Pomerol?

Als wenn es nicht schon beeindruckend genug gewesen wäre, dass ein 24-jähriger junger Mann in einer Zeit ein Weinhandelshaus gründete, in der der Zweite Weltkrieg bereits seine Schatten vorauswarf, war Jean-Pierre Moueix sogar noch mutiger. Nämlich indem er die Entscheidung traf, zunächst ausschließlich mit Weinen aus dem Libournais zu handeln, zu dem auch die beiden Appellationen Saint-Émilion und Pomerol gehören. Heutzutage sind das Appellationen von Weltruf. Aber in den 1930er-Jahren waren die Gewächse selbst in Frankreich kaum bekannt. Einfach, weil die Qualitäten noch nicht so gut waren.

Jean-Pierre Moueix, der ja selbst in Saint-Émilion wohnte, sah darin aber eine große Chance. Zum einen konnte er die Weine günstig einkaufen. Zum anderen hatte er es aber zu den Châteaux der Gegend nicht weit. Er blieb mit den Erzeugern konsequent im Dialog, tauschte sich mit Weinmachern aus und konnte dank seiner Beharrlichkeit und seines überzeugenden Auftretens die Qualität so manchen Weins allein durch Gespräche steigern. Schnell machte er sich als Weinhändler so einen Namen, überstand die deutsche Bordeaux-Besatzung während des Zweiten Weltkriegs und konnte nach dem Krieg als einer der ersten Bordeaux-Négociants erneut wirtschaftliche Erfolge feiern.

Wieso kaufte Jean-Pierre Moueix in den 1950er-Jahren diverse Châteaux?

Genau diese wirtschaftlichen Erfolge konnten viele Bordeaux-Châteaux nach dem Krieg indes nicht für sich verbuchen. Die Keller - und damit auch die Schatzkammern - waren leer. Denn sie wurden während des Krieges von den deutschen Besatzern konsequent geplündert. Hinzu kam, dass in allen französischen Anbaugebieten die männlichen Arbeitskräfte fehlten. Zu viele Männer waren im Zweiten Weltkrieg gefallen oder kamen verkrüppelt und traumatisiert in die Heimat zurück. Viele Weingüter standen deshalb vor dem finanziellen Ruin. Hätte Jean-Pierre Moueix sie nicht gekauft und konsolidiert, hätten sie ihre Tore für immer schließen müssen. Wobei Moueix aber schon Geschäftsmann und nicht nur Wohltäter war. Er glaubte fest an die Weinqualitäten der Betriebe und war sich sicher, dass er mit dem Kauf einen großen Gewinn machen würde.

Im Jahr 1952 erwarb Jean-Pierre Moueix in Saint-Émilion das Château Magdelaine, das drei Jahre später als Premier Grand Cru Classé B eingestuft wurde. Es folgten in Pomerol die Châteaux Trotanoy, La Fleur Pétrus und Lagrange im Jahr 1953. 1963 übernahm er die Bewirtschaftung des Château Latour à Pomerol. Im Jahr 1964 übernahm er die Direktionsstelle von Château Pétrus, ein Gut, das er wenig später erwarb. Er kaufte unter anderem Château La Grave (1971) und Château Lafleur Gazin (1973). Wobei natürlich nur in den 1950er-Jahren die Châteaux einigermaßen erschwinglich waren. Es wird gemunkelt, dass Jean-Pierre Moueix für Pétrus eine spektakulär hohe Summe entrichtete. Dank des Erfolgs seiner anderen Betriebe konnte er sich da zu dieser Zeit aber zum Glück leisten.

Welche Châteaux gehören alle zu Jean-Pierre Moueix?

Bis zum Jahr 2000 gehörten Dutzende Châteaux zum Moueix-Imperium. Nicht nur in Saint-Émilion und Pomerol, sondern auch in Médoc und Fronsac. Jean-Pierres Sohn Christian strukturierte das Unternehmen zur Jahrtausendwende dann aber um und trennte sich von 13 Besitztümern. Auch heute ist noch viel Bewegung drin. Generell listet Moueix aber acht Besitztümer in Pomerol, vier Weingüter in Saint-Émilion sowie vier Betriebe im kalifornischen Napa Valley auf. Moment mal! Moueix ist auch in den Vereinigten Staaten aktiv? Ja. Aber dazu später mehr. Bleiben wir noch einen Moment bei Jean-Pierre Moueix, bevor wir den Fokus auf seinen Sohn Christian wechseln.

Besitzt Jean-Pierre Moueix ausschließlich Châteaux?

Nein, tatsächlich gehören nicht nur Weingüter und eben der Weinhandel Jean-Pierre Moueix zum Familien-Imperium, sondern auch ein anderer weltweit bekannter Négociant. Nämlich Duclot. Dieser wurde von Jean-Pierre Moueix höchst persönlich gekauft und befindet sich seit inzwischen drei Generationen im Familienbesitz. Jahrzehntelang führte Jean-Pierres ältester Sohn Jean-François Moueix hier die Geschäfte. Inzwischen sitzt dieser nur noch im Aufsichtsrat, während sein Sohn Jean die Leitung übernommen hat. Zu Duclot gehören inzwischen mehrere Tochterfirmen, die sich auf Gastgewerbe und Catering, Spirituosen und Mineralwasser spezialisiert haben. Zu dem Weinhandel gehört auch ein eine Bodega auf Menorca. Zudem gibt Duclot jedes Jahr eine sehr rare Bordeaux-Kollektion als Sammlerbox heraus, die überall auf der Welt heiß begehrt ist.

Lebt Jean-Pierre Moueix noch?

Nein. Jean-Pierre Moueix starb 2003 im Alter von 90 Jahren. Bereits Ende der 1960er-Jahre bzw. im Jahr 1970 stiegen seine beiden Söhne in das Familiengeschäft mit ein. Während der erstgeborene Sohn Jean-François Moueix den Ausbau des Handelshauses Duclot verantwortete, wurde seinem jüngeren Bruder Christian eine ganz andere Aufgabe zuteil. Und da Christian Moueix in der Weinbranche inzwischen selbst eine Legende ist, schauen wir uns seine Aufgaben mal etwas genauer an.

Welche Rolle spielt Christian Moueix im Familienunternehmen?

Wie bereits erwähnt, stiegt Christian Moueix im Jahr 1970 ins Familienunternehmen ein. Er war zu diesem Zeitpunkt übrigens auch erst 24 Jahre alt - wie sein Vater, als dieser sein Imperium begründete. Bereits 1968 zog es Christian Moueix nach Kalifornien, wo er an der berühmten UC Davins Weinbau studierte. In dieser Zeit lernte er die kalifornischen Weine kennen und schätzen. Ein Umstand, der ein paar Jahre später noch sehr wichtig werden würde.

Nach dem Studium verantwortete Christian Moueix zunächst die Weinbauaktivitäten des Familienunternehmens. Sprich: Er sorgte für die Aufrechterhaltung der Weinqualitäten aller Betriebe. Eine ganz schön große Verantwortung für so einen jungen Mann. Später übernahm er dann auch die kaufmännischen Aufgaben. Bevor er 1991 Präsident des Handelshauses Jean-Pierre Moueix wurde. Zudem trat er in die Fußstapfen seines Vaters, indem er weitere Weingüter erwarb. Unter anderem Château Hosanna im Jahr 1999, Château Providence im Jahr 2005 und das historische Château Bélair, Saint-Émilion Premier Grand Cru Classé, im Jahr 2008.

Was sind die Errungenschaften von Christian Moueix?

Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, hatte Christian Moueix aber noch eine weitere Weinleidenschaft, die ihn parallel zurück nach Kalifornien führte. Im Jahr 1982 gründete er mit Robin Lail und Marcia Smith, Tochter des berühmten Weinmakers John Daniels, das Weingut Dominus. 1983 wurde der erste gleichnamige Wein produziert. In der Dominus Winery entstehen zudem auch der legendäre Napanook sowie ein weiterer Bordeaux-Blend namens Othello. Moueix gründete somit das erste Wein-Joint-Venture in den Vereinigten Staaten und nahm damit eine absolute Vorreiterstellung ein. Zudem erwarb er dann auch noch im Jahr 2008 Ulysses Vineyard, ein weiteres Icon-Weingut in Kalifornien, das zu den Spitzenbetrieben der Region gehört.

Wer leitet das Familien-Imperium Jean-Pierre Moueix derzeit?

Auch mit 78 Jahren denkt Christian Moueix noch nicht ans Aufhören. Seit 2003 steht ihm aber sein Sohn Edouard (geb. 1977) tatkräftig zur Seite. Edouard Moueix konzentrierte sich sofort auf die Entwicklung des Vertriebs von Weinen vom linken Ufer, aus Graves und Sauternes. Er war auch maßgeblich an der Übernahme von Château Bélair Monange, Saint-Émilion Premier Grand Cru Classé, im Jahr 2008 und an der Erweiterung von Château La Fleur-Pétrus in Pomerol mit der Integration eines historischen Grundstücks auf dem Plateau von Pomerol im Jahr 2012 beteiligt. Wie schon sein Vater und Großvater vor ihm wird Edouard Moueix vor allem vom Streben nach Qualität angetrieben.

Aube Champagne
 

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Sena und Eduardo Chadwick
 

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