Wein richtig lagern

Wein richtig lagern

Wie bei allem, was mit Wein zu tun hat, kann man auch aus der Weinlagerung eine kleine Wissenschaft für sich machen. Allerdings ist genau das durchaus berechtigt, wenn man seinen besten Gewächsen ein paar zusätzliche Jahre Reifung gönnen möchte.

Damit man dann keine Enttäuschung erlebt, ist es tatsächlich ratsam ein paar Dinge zu beachten, damit während des Lagerns nichts schiefgehen kann. Die Schlüssel zum Genussglück heißen in diesem Fall vor allem konstante Temperatur, ideale Luftfeuchtigkeit, adäquate Belüftung, hervorragender Lichtschutz und garantierte Ruhe. Um es vorwegzunehmen: Kaum ein privater Keller kann alle Voraussetzungen in Perfektion erfüllen. Deswegen erklären wir erst einmal das jeweilige Ideal - und zeigen Ihnen dann den Spielraum, den Sie haben, auf.

Konstante Temperatur: Die Basis der Weinlagerung

Weine sollten bestenfalls bei einer einzigen Temperatur gelagert werden. Nämlich bei 12 bis 14 °C. Wenn es kühler ist, reifen die Weine langsamer. Ist es wärmer, kann die Reifung beschleunigt werden. Im schlimmsten Fall kann sich sogar der Geschmack verändern. Selbiges gilt auch, wenn die Temperaturen zu sehr schwanken. Also wenn im Winter zum Beispiel 4 °C im Weinkeller herrschen - und im Sommer dann 20 °C. Oder wenn die Weine direkt neben einer Heizung stehen. Dann wird aus dem edlen Tropfen schnell ein säuerliches Etwas mit starker Sherry-Note. Das muss ja nicht sein.

Man muss sich jetzt aber nicht extra eine Klimaanlage in den Weinkeller bauen, um die Temperatur penibel zu überwachen. Solange sich die Temperaturschwankungen im Rahmen halten, kann ein Wein das durchaus ab. Diese Schwankungen sollten halt nur nicht zu stark und zu schnell sein. Heute 8 °C, morgen 20° - das macht auch das robusteste Gewächs auf Dauer nicht mit. Wenn im Winter 11 °C und im Sommer 15 °C herrschen, dann ist das durchaus in Ordnung. Alle Temperaturen über 20 °C sind auf Dauer allerdings tatsächlich kritisch. Sie wissen schon: die Sherry-Note.

Wein lagern: Die ideale Luftfeuchtigkeit

Wir kennen es alle: Sobald wir im Herbst die Heizung anmachen, ist das erste Halskratzen meist nicht weit. Weil unsere Schleimhäute aufgrund der trockenen Wärme schnell austrocknen. Genau so geht Weinflaschen, die mit einem Naturkorken verschlossen sind, wenn im Weinkeller die Luftfeuchtigkeit zu niedrig ist. Trotz der Kapsel, die sich über dem Korken an den Flaschenhals schmiegt, kann selbiger über die Jahre austrocknen. Sie laufen dann Gefahr, dass der Korken schrumpft und zu viel Wein verdunstet oder dass das kostbare Gewächs durch den Sauerstoffkontakt oxidiert. Selbst wenn der Korken von innen vom Wein selbst befeuchtet wird. Deswegen ist eine Luftfeuchtigkeit zwischen 70 bis 75% ideal für eine längere Weinlagerung.

Trockener sollte es auf keinen Fall sein. Feuchter ist hingegen okay. Bei einer zu hohen Luftfeuchtigkeit kann es aber sein, dass sich Schimmel am Flaschenhals sowie am Etikett bildet. Dieser ist in der Regel harmlos, sollte aber zuvor gründlich abgewischt werden, wenn man den Flascheninhalt genießen möchte. Außerdem sollten Sie dann den Korken sehr, sehr vorsichtig herausziehen. Denn nicht nur zu trockene, sondern auch zu feuchte Luft lässt einen Korken schnell zerbröseln.

Adäquate Belüftung beim Lagern von Wein

Ist es in Ihrem Weinkeller etwas zugig? Prima, dann zirkuliert dort die Luft von selbst. Für die Weine, die dort lagern, ist das eine echte Wohltat. Denn so haben unangenehme Gerüche keine Chance, sich an Etikett, Kapsel oder gar Korken festzusetzen. Was dann auch für Schadstoffe gilt. Außerdem hilft eine gute Belüftung dabei, dass der Keller nicht zu feucht wird. Das wiederum reduziert mögliches Kondenswasser und damit auch Schimmelbildung.

Sie müssen sich jetzt aber bitte keinen Ventilator in Ihren Weinkeller stellen oder gar ein ausgeklügeltes Belüftungssystem installieren lassen. Es reicht schon, wenn Sie regelmäßig die Tür zum Weinkeller für ein paar Minuten öffnen. Hat Ihr Keller ein Fenster, dann können Sie auch einmal kurz für Durchzug sorgen - vorausgesetzt, die Temperaturen bleiben dabei einigermaßen konstant.

Hervorragender Lichtschutz ist ein Muss bei der Weinlagerung

Bitte unterschätzen Sie nicht die zerstörerische Kraft von UV-Strahlen, wenn Sie Wein lagern. Wird eine Flasche zu lange der Sonne ausgesetzt, dann bilden sich im Wein Schwefelverbindungen - und der sogenannte Lichtgeschmack entsteht. Was sich harmlos anhört, ist tatsächlich eine Katastrophe: Der Wein riecht nach dem Öffnen wie ein sehr, sehr strenger Käse - meist in Kombination mit muffigem Abflussrohr oder einem allgemeinen fauligen Gestank. Schön ist das nicht. Fünf Tage Sonnenlicht reichen schon, um einen Wein auf diese Weise komplett untrinkbar zu machen.

Übrigens: Auch herkömmliche LEDs senden UV-Strahlen aus. Aber keine Panik! Wenn Sie nicht gerade tagelang das Licht in Ihrem Weinkeller anhaben, dann passiert Ihren vinophilen Schätzen so schnell nichts. Falls Sie aber sichergehen möchten, dann installieren Sie Neolux-LEDs, die so gut wie kein UV-Licht abgeben. Und sollte Ihr Weinkeller ein Fenster haben, dann dunkeln Sie dieses einfach ab.

Pssst: Garantierte Ruhe während der Weinlagerung

Wohnen Sie direkt an einer stark befahrenen Straße? Dann haben wir jetzt eine schlechte Nachricht für Sie. Denn durch die Autos sind Ihre Weine im Keller ständigen Mikroerschütterungen ausgesetzt. Sprich: Die Weine vibrieren leicht. Was sich erst einmal gar nicht schlimm anhört, hat aber tatsächlich zur Folge, dass die Sedimente, die sich im Laufe der Lagerungsjahre in der Flasche bilden, leicht aufwirbeln. Und das kann sich negativ auf den Geschmack auswirken. Das passiert übrigens auch, wenn im selben Raum die Waschmaschine steht und schleudert. Oder wenn Sie direkt nebenan Musik in voller Lautstärke hören und die Bässe auf Maximum gestellt haben.

Leider ist es sehr schwierig, Weine komplett vor Mikroerschütterungen zu schützen. Allerdings kann man sie mindern. Zum Beispiel, indem Sie Weine wann immer es geht in den Originalholzkisten lagern. Diese sind inzwischen meist so konzipiert, dass sie vor Vibrationen schützen. Ist das möglich, dann können Sie Ihre wertvollen Weine auch in Styroporboxen lagern oder Kisten mit Styropor füllen und darin die Gewächse verwahren. Auch das hilft, um Erschütterungen zu minimieren.

Wein lagern ohne Keller

Nicht jede Wohnsituation lässt einen eigenen Weinkeller zu. Entweder hat man keinen eigenen Keller – oder dieser ist zu warm. In beiden Fällen muss man also auf die Wohnung ausweichen. Hier bietet sich im Idealfall ein Weinlagerschrank an. Dieser sieht prinzipiell wie ein Weinkühlschrank aus, hat aber nur eine einzige Temperaturzone. Zudem können Sie sicher sein, dass es hier nicht nur einen Vibrationsschutz gibt, sondern dass die Glastür mit einem UV-Filter versehen ist. Temperatur und Luftfeuchtigkeit lassen sich manuell einstellen, eine automatische Belüftung gibt es in der Regel auch. Womit Sie dann den perfekten Weinkeller in kleinerem Format hätten.

Wenn Sie gerade erst mit dem Weinsammeln angefangen haben und solch eine größere Investition noch scheuen, gibt es weitere Alternativen. Sie können zum Beispiel Weinkisten unter Ihrem Bett lagern. Das Schlafzimmer ist in der Regel der kühlste Raum in einer Wohnung – mit der konstantesten Temperatur. Unter dem Bett ist es schön dunkel. So sind schon ein paar wichtige Dinge für eine richtige Weinlagerung erfüllt. Reicht der Platz nicht aus, dann können Sie auch bei Ihrem Lieblingsrestaurant anfragen, ob Sie in deren Weinkeller eine kleine Fläche mieten können. Zudem bieten immer mehr Selfstorages auch Wein-Storage an. Von einem einzelnen Fach bis hin zu einem ganzen Raum ist hier alles möglich. Womit wir nur noch eine einzige Frage zum Thema Wein richtig lagern klären sollten.

Gretchenfrage: Wein stehend oder liegend lagern?

Wetten, Sie haben gerade in Gedanken die Frage mit „liegend“ beantwortet? Und prinzipiell haben Sie damit ja auch recht. Denn so kann der Korken nicht austrocknen. Ausnahme sind natürlich Weinflaschen mit Schraubverschluss. Diese können Sie problemlos stehend lagern. Aber wussten Sie, dass das theoretisch auch mit Flaschen geht, die einen Korken haben? Wenn nämlich der Winzer die Weinflaschen selbst immer stehend gelagert und niemals liegend, dann kann braucht der Korken keine zusätzliche Befeuchtung von außen oder innen. Denn wenn die Korkporen keine Flüssigkeit aufsaugen, dann brauchen sie tatsächlich niemals Nachschub. Es gibt da nur ein Problem: Sobald die Weine das Weingut verlassen, kann niemand garantieren, dass nicht doch Wein an den Korken kommt. Eine liegende Lagerung ist also auch in diesem Fall empfehlenswert.

Eine Ausnahme mit Korken gibt es dann aber doch noch. Lagern Sie Schaumweinflaschen bitte stehend. Durch den Druck in der Flasche wird der Korken automatisch von innen befeuchtet. Zudem haben Langzeitstudien in der Champagne ergeben, dass stehend gelagerte Schaumweine seltener von einem Korkschmecker betroffen sind als liegend gelagerte Schaumweine. Das ist ja vielleicht auch mal gut zu wissen.

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