Viele Weinexperten bilden sich kontinuierlich fachlich fort - aber nur wenige wagen es, den sehr komplexen Weg zum Master of Wine zu gehen. Warum hast du dich für eine der schwierigsten Herausforderungen in der Weinwelt entschieden?
Ich war immer etwas neidisch auf Menschen, die an internationalen Universitäten studiert haben. Meine Eltern sind keine Akademiker. Als ich damals auf das Gymnasium hätte gehen können, hieß es: „Du heiratest eh und dann kannst Du die Knödel lateinisch ins Wasser drehen.“ – Wir sind aus Bayern. Das war halt so. Mit dem Master of Wine konnte ich mir einen Traum erfüllen.
Als Sommelière hättest du doch auch die Möglichkeit gehabt, Master Sommelier zu werden, oder? Warum hast du diesen Weg nicht eingeschlagen?
Mir war klar, dass ich auf Dauer nicht in der Gastronomie bleiben möchte. Daher war für mich das Programm des MW verlockender, mit Schwerpunkt auf Weinbau, Kellertechnik und Marketing.
2010 konntest du dich beim Institute of Masters of Wine (IMW) einschreiben. Wie hat sich dein Alltag dadurch verändert?
Man spürt auf einmal den Druck. Jeden Tag entdeckt man eine neue Wissenslücke und die vielen Blind-Tastings sind sehr demütigend. Da denkt man – wow – das ist jetzt aber 100% ein Sancerre - und dann ist es ein Chardonnay aus was weiß ich woher. An manchen Tagen verkostet man besser, an anderen schlechter. Das muss man erst einmal aushalten.
War es schwierig, von Deutsch direkt auf Englisch zu switchen?
Das war sehr schwierig. Ich hatte nur ein einfaches Realschul-Englisch. Am Anfang hing ich mit Dictionary da und habe jedes 3 – 4 Wort nachgeschlagen. Dann kamen die Kurstage in London mit einigen etwas älteren englischen Masters of Wine. Die sprachen so ein „Shakespeare-English“ – so, als würde gleich Hamlet um die Ecke kommen... Aber neben mir saßen ein paar Franzosen, die kuckten genauso dämlich aus der Wäsche wie ich – das hat einem wieder Mut gemacht.
Was waren für dich am Anfang die größten Herausforderungen?
Sich die Informationen zu beschaffen. Es ist ein Selbststudium – man bekommt einen groben Fahrplan, aber den Rest muss man sich selber organisieren.
Theorie oder Praxis - was war für dich schwieriger?
Am schwierigsten war das Research Paper mit Statistik und so weiter. Da hatte ich 0 Erfahrung. Das war der schwierigste Teil für mich. Alles andere habe ich fix bestanden.