Welche Kollegen in der Weinindustrie bewundern Sie?
Zu viele, um sie hier aufzulisten, deshalb möchte ich nur einige Leute nennen, die mich im Jahr 2020 wirklich beeindruckt haben. Alle diese Personen bewundere ich, weil sie starke Visionen dafür haben, welche Art von Ort die Weinwelt sein soll. Außerdem arbeiten sie, um dafür zu sorgen, dass dies zum Tragen kommt. Julia Coney, Amy Zhou, Cynthia Cheng, Jane Lopes, Shakera Jones, Tahiirah Habibi, Rita Jammet und alle die mit uns für den New York Times Artikel an die Öffentlichkeit gegangen sind, Cathy Corison, Tara Gomez, Mia Van de Water, Tonya Pitts, Belinda Chang, Alpana Singh, Gabriela Davogustto, Sarah Fernandez, Lee Campbell, Laura Fiorvanti und Cha McCoy.
Wir fragen oft nach den größten Wein-Fauxpas, die jemand in einem Restaurant erlebt hat. In Ihren Memoiren Wine Girl beschreiben Sie mehr, als wir hier erwähnen könnten. Um nur einige Beispiele aus Ihrem Buch zu nennen: Der Gast in einem mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant, der alle Weingläser vom Tisch gestohlen hat, eine andere Dame, die ein Glas Rosé bestellte, sich aber darüber aufregte, dass es keine teuren offenen Rosés auf der Weinkarte gab und daher anordnete, etwas (weißen) DRC Montrachet mit einem Schuss Lafite Rothschild zu mischen … Und – daher kommt der Titel Ihres Buches – Gäste, die Sie als junge Sommelière nicht ernst genommen haben (oder schlimmer): „Oh, das Weinmädchen. Ich nehme an, sie schicken den richtigen Sommelier nur dann, wenn man große Flaschen bestellt.“ Für mehr raten wir unseren Lesern, Ihr Buch zu lesen, aber was ist Ihrer Meinung nach der größte Fauxpas von allen?
In der Tat müssen Sie nur Wine Girl lesen! Ich werde jedoch sagen, dass der größte Fauxpas, den ein Gast machen kann, darin besteht, zu vergessen, dass die Leute, die ihm bedienen, Menschen sind. Das Erkennen von Menschlichkeit und ein bisschen Freundlichkeit bedeuten sehr viel.
Können Sie uns etwas über Ihren denkwürdigsten Weinmoment aller Zeiten erzählen?
Es gibt nicht nur einen, aber ich kann sagen, dass mein bisher denkwürdigster Weinmoment dieses Jahres darin bestand, kurz nach Mitternacht in Miami Champagner für einen Raum von (Abstand einhaltenden und COVID-getesteten!) Gästen einzuschenken. Der Rapper Nas trat auf und alle waren einfach so begeistert von der Musik und dem Getränk, dass es sich für einen Moment fast so anfühlte, als befänden wir uns nicht mitten in einer Pandemie. Wein schafft das genau wie Musik und Kunst – er entlastet unser Bewusstsein und lässt uns in dem Moment leben. Das ist eine schöne Sache.
Abgesehen von Cote natürlich, was sind Ihre Lieblingsorte in New York City, um Wein und gutes Essen zu genießen? Wohin würden Sie uns – wenn wir uns vorstellen, dass die Situation anders aussieht – auf einer Food- und Weintour durch die Stadt bringen?
Es gibt so viele großartige Orte, dass ich wirklich hoffe, diese Pandemie zu überstehen (ähm, staatliche Unterstützung, bitte!!) – einige meiner Favoriten sind King, Special Club, Crown Shy, Vini e Fritti, Sorbillo, Bemelman's Bar, La Grenouille, Rezdora, Atomix, Thai Diner, The Odeon, Wu's Wonton King, Peking Duck House, Barney Greengrass, Casa Mono, Nom Wah, Sushi Noz, Café Sabarsky, Lexington Candy Shop, Clay, Roman's und Lucali's.
Sie sind viel gereist und haben viel von der Weinwelt gesehen. Welche Weinregion hat Sie am meisten beeindruckt?
Allen Orte, an denen ich gewesen bin, gehört ein Teil von meinem Herzen, aber was mich immer wieder beeindruckt, sind die Menschen hinter den Weinen, die Winzer, die sich um ihr Land kümmern. Dies scheint bei jedem Produzenten zu passieren, den ich besuche und der Wein mit dieser Zielstrebigkeit herstellt. Es lässt sich wahrscheinlich am besten zusammenfassen, als ich auf dem Ätna in Sizilien den Winzer des winzigen Vigneto Vecchio traf, der es ganz einfach ausdrückte: „Ich hoffe, Sie verlassen uns mit dem Eindruck einfacher Menschen in einem außergewöhnlichen Gebiet, die ihr Land durch Wein erklären wollen.“
Bonusfrage: Wächst auf Ihrer Feuerleiter noch immer Pinot noir und wann können wir den Wein probieren?
Ha! Oh Gott, diese Pinot Noir-Pflanze überlebte nur zwei Jahrgänge und erlebte dann leider ein vorzeitiges Ende, als in meine Wohnung in New York eingebrochen wurde. Die Einbrecher hatten es eilig, durch die Feuerleiter einzusteigen und meine Sachen zu stehlen, und haben den Rebstock fünf Stockwerke hinunter in den Müllcontainer geworfen. Ich war auf einem Food- und Weinfestival in Kalifornien und als ich zurückkam, ärgerte ich mich nicht über meinen Schmuck oder Computer, sondern darüber, dass die Rebe bereits mit dem Müll abtransportiert wurde! Ich nehme an, wir werden nie erfahren, ob das Terroir von Manhattan anständigen Wein hervorgebracht hätte!
Wine Girl ‘The Trials and Triumphs of America's Youngest Sommelier’ ist bei Harper Collins erschienen.